Die oberrheinische Tiefebene.
163
Hopfen erfreuen sich deshalb eines guten Rufes. — Lohnender
Wein- und Hopfenbau.
Der westliche Teil der Haardt, der sog. Westrich, ist
ein einförmiges Berg- und Hügelland von meist geringer Frucht-
barkeit. Doch gedeihen in dem 1 e i c h ten Boden vortrefflich
die Kartoffeln, deren Anbau darum den Hauptervverb der Be-
wohner bildet. — Einträglicher Kartoflfelbau.
Zwar ist im allgemeinen in der Weingegend der Haardt
die Bevölkerung zahlreicher (auf 1 qkm kommen 80—150 E.)
und wohlhabender; jedoch hat auch im W e s t r i c h der ein-
trägliche Kartoffelbau schon manchem Grundbesitzer W ohlstand
gebracht. (Wie es dort sogenannte Weinbarone giebt, so hier
Kartoffelbarone).
Mehrere Orte der Haardt sind in raschem Aufblühen begriffen,
nämlich die Städte Kaiserslautern (37 047 E.), Zweibrücken
(11 204 E.) und Pirmasens (21041 E.). Ihr Anwachsen zu
volksreichen Plätzen verdanken sie ihrer regen Gewer bthätig-
keit. In Kaiserslautern werden vorwiegend Kammgarn-
spinnerei, Kattun- und Baum wollen Weberei, Eisen-
g i e s s e r e i, Maschinenbau und Bereitung von Farben und
künstlichen Düngmitteln, in Zweibrücken ebenfalls
Spinnerei und Weberei, sowie Maschinenbau, in Pir-
masens die Verfertigung von Lederwaren betrieben. —
In den Städten der Haardt rege Grewerbthätigkeit.
Der Taunus und der Rheingau.
Der südliche Teil des Taunus ist sehr w aid r e i c h , und die
Forstwirtschaft bildet daselbst eine wichtige Erwerbsquelle
für die Bewohner. Im nördlichen Teile sind die Waldbestände
nicht so gross und der Ackerbau ist mehr verbreitet. —Forst-
wirtschaft u n d Ackerbau.
Das Lahn gebiet. (S. das Lahnthal in der Besprechung
des rheinischen Schiefergebirges).
Die Südabhänge des Taunus sind die berühmten Obst-
und Weingelände des Rheingaus. Während die herrlichen
Obstanlägen, in welchen vornehmlich Aepfel, doch auch viele
bessere Obstarten, wie Pfirsiche, Aprikosen, edle Kastanien und
Wallnüsse angepflanzt sind, die h ö h e r n Lagen schmücken, breiten
sich die Weingärten, in welchen die edelsten Weine gezogen
werden, an dem Fusse des Taunus und in der Ebene des
Rheingaus aus. — Vorzüglicher Obst-*) und Weinbau.
(Betreff des Weinbaues vergleiche auch in der Besprechung des
*) Im Jahre J893 betrug nach amtlichen Erhebungen die Obsternte
des Regierungsbezirks Wiesbaden 21 845 431 kg Aepfel. 2 752 367 kg
Birnen, 2 560 218 kg Zwetscben, 1 036 192 kg Kirschen, 36 292 kg edle Kasta-
nien, 112 147 kg Wallnüsse, 40 425 kg Tafeltrauben, 131 626 kg Mirabellen und
Aprikosen.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
334
Die deutschen Landschaften.
rung und namentlich die Ansiedelung der Deutschen in den Städten
stark bekämpft wurde. Trotzdem nahm die deutsche Bevöl-
kerung stetig zu. Sie hat sich in dem Gebiete der Warthe,
seitdem dieses als preussische Provinz ein deutsches Land gewor-
den ist, so vermehrt, dass sie gegenwärtig etwa die Hälfte aus-
macht. Unterstützt wird die deutsche Besiedelung des Landes
staatlicherseits durch die Ansiedelungskom mission, die grosse
polnische Güter ankauft, in kleinere Bauerngüter zerlegt und diese
dann an Ansiedler aus dem Süden und Westen Deutschlands wie-
der verkauft.
Kultureigentiimlichkeiten: Art der Besiedelung und Bauart
der Wohnungen, Abstammung und Sprache der Bewohner,
ihre körperlichen und geistigen Eigenschaften.
Die Dörfer haben sich wie in Schlesien und Brandenburg
vielfach um die Gutshöfe angesiedelt. Grössere Städte sind
selten ; dagegen trifft man kleine Ackerbaustädte häufig an.
Unter den Städten zählt nur Posen mehr als. 50 Öoü E. und Bromberg
mehr als 25 000 E., und nur 8 Stàdie im ganzen haben mehr als 10 000 E.
Das Kulturgepräge des Slaventums hat sich in der
Landschaft noch ziemlich erhalten. Das Eindringen des deutschen
Volks wesens wird aber erleichtert durch die geringere wirt-
schaftliche Tüchtigkeit der polnischen Bevölkerung. Nachlässig-
keit, Hang zum Nichtsthun, sowie zur Verschwendung
und vielfach auch zum Trünke sind die schlechten Züge des
polnischen Volkscharakters. „P o 1 n i s c h e W i r t s c ha f t"
ist eine sprichwörtliche Bezeichnung für nachlässigen Geschäftsbe-
trieb. Die armseligen Dörfer mit ihren kleinen Lehmhütten, wie wir
sie in den rein polnischen Gegenden fast durchweg antreffen, geben
Zeugniss von der herrschenden, zum teil selbst verschuldeten Ar-
mut der Bevölkerung. Anderseits haben die Polen auch manche
rühmenswerte Eigenschaften. Aus ihrem grossen National-
stolze ist die Zähigkeit zu erklären, mit der sie als unterjochtes
Volk an ihrer Sprache festhalten und ihr ganzes Volkswesen zu
retten suchen. Im Verkehr zeigt sich der Pole liebenswürdig
und gastfreundlich. Sein Geist ist lebhaft und bekundet
eine schnelle Auffassungsgabe. Auch in körperlicher
Hinsicht ist der polnische Volksstamm als ein schöner zu be-
zeichnen. Auf die ärmern Volksschichten wirken aber die schlechten
Wohnungs- und Ernährungsverhältnisse schädlich ein.
3. Betrachtung der staatlichen Verhältnisse
in der Landschaft.
a. Die staatliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete.
An der Landschaft hat nur Preussen Anteil. Das Gebiet
der Warthe bildet die Provinz Posen. Diese grenzt im Norden
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Das Tiefland der untern Oder.
379
Kriege, die es mit den Nachbarstaaten zu führen hatte, nicht zu
einer dauernden Blüte gelangen. Auch im 30jährigen Kriege, sowie
im Feldzuge von 1806— 1807 hatte es viel zu leiden. Im Laufe
unseres Jahrhunderts hat sich aber der Wohlstand
bedeutend gehoben, und die fruchtbaren Gebiete gehören mit
zu den wohlhabendsten Deutschlands.
Kultureigentiimlichkeiten: Art (1er Besiedelung und Bauart
der Wohnungen, Abstammung und Sprache der Bewohner,
ihre körperlichen und geistigen Eigenschaften.
In der Besiedelung des Landes herrscht das Zusammenwoh-
nen in Ortschaften vor. Diese bestehen entweder nur aus einem
grossen Gutshofe und den Wohnungen der zugehörigen Arbeiter-
familien, oder sie sind gemischt aus solchen und aus den Gehöften
selbständiger Bauern, oder sie setzen sich nur aus letztern zu-
sammen. Viele Ortschaften verraten durch ihre Namen wendi-
schen Ursprung. Das mecklenburgische und pommersche Wohn-
haus zeigt die Grundform des niedersächsischen Bauern-
hauses, weil die später eingewanderte deutsche Bevölkerung
meistens niedersächsischer Abstammung war.
Von den Städten hat Stettin mehr als 100 000 E., keine andere erreicht
die Zahl von 50 000 E., 3 Städte, nämlich Rostock, Schwerin und Stralsund
zählen mehr als 25 000 E. und im ganzen 15 Städte mehr als 10 000 E.
Die Sprache der Bewohner gehört ,der niedersächsischen Mund-
art an. Es müssen aber besondere Unter - Mundarten unterschie-
den werden, nämlich die mecklenburgische, die vorpommersche und
die hinterpommersche.
Die Mecklenburger sowohl als auch die P o m m e r n
sind grosse und breitschulterig gebaute Leute. Ein
starker Menschenschlag sind namentlich die in den Stranddörfern
wohnenden Fischer; der Kampf mit den wilden Elementen hat
sie gestählt. Eine grosse Abneigung gegen Neuerungen
wird den Mecklenburgern und Pommern nachgesagt. Als eine
ackerbautreibende Bevölkerung leben sie ja in wenig und nur lang-
sam wechselnden Verhältnissen. Gastfreundschaft gegen
Fremde, Biederkeit im gegenseitigen Verkehre, Treue zum
angestammten Herrscherhause sind die hervorstechendsten Eigen-
schaften besonders der Pommern.
3. Die Betrachtung der staatlichen Verhält-
nisse in der Landschaft.
a. Die staatliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete.
Das grösste Gebiet der Landschaft gehört zur p r e u s s i -
sehen Provinz Pommer n. An ihr haben ferner die beiden
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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372
Die Balkanhalbinsel.
Kulturbild durchaus demjenigen, das wir in den nach N sich an-
schliessenden Küstengebieten kennen gelernt haben. Da das Klima
noch wärmer ist, sind längs der Küste und auf den Inseln
Olivenbau, Weinbau und Obstbau noch mehr verbreitet und
neben dem Fischfange die Haupterwerbszweige der Küstenbe-
wohner. In den südlichen Küstengegenden und auf den gegenüber-
liegenden Inseln wird ferner der Anbau der Korinthe viel be-
trieben. Es ist dies eine kernlose Traubenart, die nach den
andern europäischen Weinländern viel ausgeführt und dort zur
Verbesserung geringwertiger Weine benutzt wird. Mehr im Innern
des gebirgigen Landes bildet die Viehzucht, der nur ein unbe-
deutender Ackerbau zur Seite tritt, die wichtigste Beschäf-
tigung der Bewohner.
Das Gebiet östlich vom Pindus. Auf der Ostseite des
Pindus liegen, von einander geschieden durch die von ihm sich
abzweigenden und nach O streichenden Gebirgsketten, die drei,
durchgängig fruchtbaren Landschaften Macédonien,
Thessalien und Attika nebst Böotien.
In M a c e d o n i e n ist das wertvollste Anbaugebiet die L a n d -
Schaft um Saloniki. Der Tabakbau ist dort eine wichtige
Kultur, und auch die Baumwolle wird angebaut.
Von der t h essaiisch en Ebene, deren natürliches Pflanzen-
kleid das der Steppe ist, konnte ein grosser Teil für den Acker-
bau gewonnen werden, und eine grössere Ausdehnung desselben
wäre noch möglich. Es könnte Thessalien eine reiche Korn-
kammer Griechenlands werden, wenn nicht die traurige Lage
der bäuerlichen Bevölkerung die volle Ausnutzung der
natürlichen Fruchtbarkeit des Bodens unmöglich machte. Die
Schuld an dem wirtschaftlichen Elend trägt die sog. Tziflikia-
Wirtschaft, die die Bauern als Pächter der Bedrückung durch
die Grundherren ausliefert.
Die Tziflikia-Wirtschaft in Thessalien.
Wie ein schwerer Druck liegt die Tziflikia-Wirtschaft auf der
thessalischen Bauernbevölkerung. Sie ist von dem früheren türkischen Feu-
dalwesen übrig geblieben. An die Stelle der türkischen Grundherrn, die eine
Tziflikia besassen, sind mit Beginn der griechischen Herrschaft viellach griechische
Kapitalisten getreten. Da diese zum grössten Teil gar nicht einmal im Lande
wohnen und es ihnen noch mehr um die Ausbeutung des Besitzes geht, haben
die armen Bauern eher einen schlechten als einen guten Tausch gemacht. Ihre
Rechte sind so gering, dass sie sich nicht einmal ein eignes Haus auf dem Grund-
besitz ihres Grundherrn erbauen dürfen. Es ist traurig anzusehen, wie elend
die menschlichen Behausungen in diesem fruchtbaren Lande sind. Dieselben
starren von Schmutz, und ihrem Innern fehlt fast jegliche Ausstattung. Die
Bauern müssen */3 der Ernte als Pacht abliefern. Das übrige reicht in guten
Jahren eben aus für den nötigsten Lebensunterhalt, in schlechten aber kehrt
bittere Not ein. Der B e d r ü c k u ng durch die Grundherren und ihre Verwalter
sind die Bauern völlig preisgegeben. Nicht einmal die Wahl der Frucht, die
sie auf ihren Äckern bauen wollen, ist ihnen frei gestellt. So ist die Anlage
von Weingärten meist nicht gestattet. An die Stelle dieses Getränks,
das sonst in keinem griechischen Dorfe fehlt, tritt in Thessalien notgedrungen
der Schnaps.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Die Balkan-Halbinsel.
283
dalmatischen Küstengebiets. Da das Klima Doch wärmer ist,
sind längs der Küste und auf den Inseln Oliven-, Wein- und
Obstbau neben dem Fischfange noch mehr verbreitet. In den
südlichen Küstengegenden und auf den Inseln wird ferner der
Anbau der Korinthe, einer kernlosen Traubenart, viel betrieben.
Auf der Ostseite (les Pindus liegen, durch Gebirgsketten ostseite-
geschieden, die drei durchgängig fruchtbaren Landschaften
Mazedonien, Thessalien und Attika nebst Böotien.
In Mazedonien ist das wertvollste Anbaugebiet die Land- Mazedonien,
schaft um Saloniki. Der Tabakbau ist dort eine wichtige
Kultur; auch die Baumwolle wird angebaut.
Von der steppenartigen thessalischen Ebene konnte ein Thessalien,
großer Teil für den Ackerbau gewonnen werden. Aber obschon
der Boden fruchtbar ist, befindet sich die bäuerliche Bevölkerung,
da sie fast nur aus Pächtern besteht, in sehr trauriger Lage.
Die Schuld an dem wirtschaftlichen Elend trägt die sog. Tziflikia-
Wirtschaft. Die Bauern müssen 7 s der Ernte als Pacht an die Grundherren
abliefern. Infolge der langen Bedrückung sind die Leute schwächlich und un-
schön, körperlich und geistig heruntergekommen, während die freiem Söhne
der Berge, die ringsum wohnen, ein schöner und starker Menschenschlag sind.
Große Bedeutung hat in Thessalien neben dem Getreidebau
der Tabakbau. In den Küstengegenden gedeihen Oliven und
Südfrüchte; viel Obst liefert das Pelion-Gebirge. Die Viehzucht
hat sich noch in einer altertümlichen, eigenartigen Form erhalten.
Die seßhafte bäuerliche Bevölkerung hält nur wenig Vieh, weil
sie nach der Ernte über die Ländereien nicht mehr verfügen kann.
Dann steigen nomadisierende Hirtenvölker von den Bergen
herab, die einen Zins für die Weide zahlen.
Auf der vom Meere fast ganz abgeschnürten Landschaft Attika-
Attika, auf der großen Insel Euböa und den zahlreichen
kleinen Inseln gestattet ein mildes Klima den Bewohnern,
sich auf den Weinbau, Olivenbau und Obstbau zu verlegen.
Auf den Inseln ist namentlich die Feige viel angebaut. Außer
Fischfang wird auch Schwammfischerei betrieben. Attika
besitzt auf der äußersten Spitze der Halbinsel, im Bezirk von
Laurion, auch ein wertvolles Bergbaugebiet. Die Bergwerke
sind seit alter Zeit in Betrieb und liefern Blei, Zink und Silber.
In den Städten Saloniki (Saloniki, von Thessalonien, be- Städte,
nannt n. d. Gemahlin Kassanders, 110000 E.), Athen (= Hügel- Gehandeiund
Stadt, 180000 E.) und dessen Hafenstadt Piräus (=jenseitig;
die ehem. Insel ist durch Versumpfung zur Halbinsel geworden,
75000 E.) gibt es manche Fabriken, besonders des Teppich-,
Seiden- und Baumwollgewerbes. Noch größere Bedeutung
haben diese Städte aber für den Handel.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Amerika als Ganzes. Das Kulturbild.
217
Die größere Freiheit, welche dagegen in Nordamerika die staatliche
Verwaltung den Bürgern ließ, hat dort die geistige Entwicklung
der Bevölkerung in hohem Maße gefördert. Der Wert einer guten
Volksbildung wird namentlich in den Vereinigten Staaten
sehr gewürdigt. Die einzelnen Staaten der Union wetteifern
gleichsam in der Einrichtung guter Volksschulen, deren Besuch
obligatorisch ist, und reiche Männer spenden ungeheure
Summen für die Errichtung von Universitäten, Museen und
Bibliotheken.
In allen Staaten Amerikas ist jetzt freiereligions Übung Religionen,
gestattet. In Süd- und Mittelamerika, sowie in Mexiko wiegt
durchaus das katholische Bekenntnis vor. Auch in den
Vereinigten Staaten ist die Zahl der Katholiken sehr gewachsen.
Von den zahlreichen Sekten, die in diesem Staate vertreten
sind, haben den meisten Anhang die Methodisten und Baptisten.
Die Lehre der Mormonen, die das Recht der Vielweiberei bean-
spruchen, ist verboten, aber nicht ausgerottet. Von den Indianern
ist ein Teil, in Südamerika noch etwa 1 Mill., heidnisch.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Nordamerika Amerikas Süd- Mittelamerika Mexiko
Das Pindusgebiet.
319
befindet sich die bäuerliche Bevölkerung, da sie fast nur aus
Pächtern besteht, in sehr trauriger Lage.
Die Schuld an dem wirtschaftlichen Elend trägt die sog. Tziflikia-
Wirtschaft. Die Bauern müssen 1/s der Ernte als Pacht an die Grundherrn
abliefern. Infolge der langen Bedrückung sind die Leute schwächlich und unschön,
körperlich und geistig heruntergekommen, während die freiem Söhne der Berge,
die ringsum wohnen, ein schöner und starker Menschenschlag sind.
Große Bedeutung hat iu Thessalien neben dem Getreidebau
der Tabakbau. In den Küstengegenden gedeihen Oliven und
Südfrüchte; viel Obst liefert das Peliongebirge. Die Viehzucht
hat sich in Thessalien noch in einer altertümlichen, eigen-
artigen Form erhalten. Die seßhafte bäuerliche Bevölkerung
hält nur wenig Vieh, weil sie nach der Ernte über die Ländereien
nicht mehr verfügen kann. Dann steigen nomadisierende
Hirtenvölker von den Bergen herab, um ihre Herden gegen
einen Zins in der Ebene grasen zu lassen.
Auf der vom Meere fast ganz abgeschnürten Landschaft Attika.
Attika, auf der großen Insel Euböa und den zahlreichen
kleinen Inseln gestattete ein milde s Klima den Bewohnern,
sich auf den Weinbau, Olivenbau und Obstbau zu verlegen.
Auf den Inseln ist namentlich die Feige viel angebaut. Außer
Fischfang wird auch Schwarnmfischerei betrieben. Attika
besitzt auf der äußersten Spitze der Halbinsel, im Bezirk von
Laurion, auch ein wertvolles Bergbaugebiet. Die Bergwerke sind
seit alter Zeit in Betrieb und liefern Blei, Zink und Silber.
In den Städten Saloniki (Saloniki, von Thessalonien, Städte,
benannt n. d. Gemahlin Kassanders, 160000 E.), Athen (= Hügel- Gewerbe und
stadt, 115 000 E, Abb. 58) und dessen Hafenstadt Piräus an e'
(= jenseitig; die ehern. Insel ist durch Versumpfung zur Halbinsel
geworden, fast 50000 E.) gibt es manche Fabriken, besonders
des Teppich-, Seiden- und Baumwollgewerbes. Noch
größere Bedeutung haben diese Städte aber für den Handel.
4. Der Peloponnes und die Insel Kreta,
a) Das Landschaftsbild.
Die Hauptkette des Pindus bricht am Meerbusen von § 197.
Korinth, der von W nach 0 tief in das Land einschneidet, Landenge von
plötzlich ab. An die Balkanhalbinsel hängt sich aber mittels der Korinth-
jetzt durchstochenen Landenge (Isthmus) von Korinth, die an der
schmälsten Stelle nur 6 km breit ist, die Halbinsel Peloponnes
(— Pelops-Insel), auch Morea (slavisch = Meerland) genannt, an.meerbusen von
Noch steiler als auf der Nordseite steigen die Gebirge auf Korinth,
der Südseite des Meerbusens von Korinth auf. Die Gehänge
erinnern an die Steilwände der norwegischen Fjorde. Den Eingang
zum Meerbusen von Korinth, der sich im W bis auf 2 km verschmälert,
bildet der Meerbusen von Patras.
Fast die ganze Halbinsel des Peloponnes ist von G e birg s-Gpb{rgsbau des
massen erfüllt. Diese bilden das 700 m hoch gehobene, von e01°nnes
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Die Landbrücke und Inselflur von Mittelamerika.
281
deren Früchte von der englischen Insel Jamaica und den Baliama-
Inseln in großer Menge nach den Vereinigten Staaten, wo sie
Volksnahrung geworden sind, ausgeführt werden, ferner Kakao,
Vanille, Indigo u. a. Selbst manche der Kleinen Antillen
liefern recht bedeutende Mengen von diesen Erzeugnissen, zu denen
noch die Ausbeute der Wälder an wertvollen Hölzern, z. B.
Mahagoni, Farbhölzern, sowie an Kautschuk kommt.
Ferner baut man zur Ernährung Mais, der die Hauptnahrung
liefert, Reis und viele andere Gewächse.
Die Viehzucht wird besonders auf Cuba und Jamaica
ziemlich stark betrieben. Für die zahlreichen Küstenbewohner
ist der Fischfang eine wichtige Nahrungsquelle.
In der Entwicklung des Bergbaus ist Mittelamerika,
obschon sein Reichtum an Erzen, namentlich an Gold, Silber und
Kupfer bedeutend ist, hinter Nord- und Südamerika zurück-
geblieben.
Die Wandlungen im Wirtschaftsleben Westindiens.*)
Auf den Antillen haben die wirtschaftlichen Verhältnisse manche Wand-
lungen durchgemacht. Si e ver s unterscheidet sechs Abschnitte der
wirtschaftlichen Entwicklung. In der ersten Zeit nach der Ent-
deckung Westindiens suchten die goldgierigen Spanier nur die Bodenschätze
auszubeuten. Diese Periode des Bergbaues, der jedoch nur auf Haïti
nennenswerte Mengen von Gold lieferte, dauerte von 1492 bis etwa 1550. Bald
lag aber der Bergbau ganz brach, und man versuchte den Anbau von allerlei
Nutzgewächsen, von Indigo, Zucker, Baumwolle, Tabak, Kakao, Pfeffer und
schließlich auch von Kaffee. Die Erträge blieben sehr lange Zeit recht un-
bedeutend, so daß man die zweite Periode als eine Übergangszeit auf-
fassen muß.
Etwa vom Jahre 1750 an kann man die Zeit der hohen Blüte des
Ackerbaues und der Plantagenwirtschaft auf den Antillen rechnen. Im
Jahre 1789 lieferte Haïti, dessen W damals die Franzosen besaßen, 43 Mill, kg
Kaffee und führte für 108 Mill. M. Produkte aus; auch Cuba begann sich unter
den von Haïti und Jamaica vertriebenen Spaniern gut zu entwickeln, so daß
seine Kaffeeernte bis 1835 auf 25 Mill, kg stieg, und Jamaica, das unter den
Engländern mächtig aufblühte, galt zu Anfang des 19. Jahrhunderts als die
reichste Insel der Antillen. Mit der Aufhebung der Sklaverei hörte die
hohe Blüte des Plantagenbaues auf, und e3 begann die vierte Periode. Beson-
ders in den englischen und französischen Kolonien erlitten die Plantagenbesitzer
große Verluste, während in den spanischen Kolonien Cuba und Puertorico, wo
die Freilassung der Sklaven durch die Grundbesitzer allmählich und die Auf-
hebung der Sklaverei durch die Regierung erst 1880—86 erfolgte, die wirt-
schaftliche Blüte noch anhielt.
Nach dem furchtbaren Niedergange der Plantagenwirtschaft auf den meisten
Inseln begann wieder ein langsamer Aufschwung, als die freigelassenen
Neger einsahen, welchen Wert die Arbeit für sie selbst hatte. An die Stelle
der großen Landgüter traten in dieser fünften Periode zahlreiche kleinere.
Allmählich hob sich wieder die Ausfuhr, bis mit der großen Entwertung
des Kaffees und Zuckers die sechste Periode, etwa von 1890 ab,
einsetzte, die durch Versuche zur Einführung von zahlreichen neuen Nutz-
pflanzen gekennzeichnet ist.
*) Als Columbus auf einer der Bahama-Inseln landete, glaubte er das
asiatische Indien erreicht zu haben. Darum wurde das Inselreich Westindien
und die Bewohner wurden Indianer genannt.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Personennamen: Haïti Haïti Columbus
Extrahierte Ortsnamen: Mittelamerika Jamaica Baliama- Cuba Jamaica Mittelamerika Südamerika Wirtschaftsleben_Westindiens Cuba Jamaica Jamaica Cuba Indien Westindien
78
Afrika/
stehende Leute. Sie hatten anfangs einen harten Kampf ums Dasein zu führen.
Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes erhielt die Kolonie einen wertvollen
Zuwachs durch 300 Hugenottenfamilien, die sich durch"die nämliche Hoheit
des Charakters auszeichneten, dazu hochgebildet und auch nicht ohne Mittel
waren. Durch sie wurde auch der Weinbau in das Kapland eingeführt und
zwar in dem Bezirk Paarl bei Kapstadt. Schon nach 100 Jahren waren diese
300 Familien so vollständig in die Burenbevölkerung aufgegangen, daß nur noch
ein einziger französisch sprechen konnte. Ebenso erging es einwandernden
Deutschen, während die Engländer ihr Volkswesen erhielten.
Diese legten zuerst Hand auf die Kapkolonie i. J. 1795, als die europäi-
schen Wirren ihren Anfang nahmen, und wußten sich diesen Besitz beim Pariser
Frieden i. J 1814 zu sichern. Die englische Regierung war eine liberale; trotz-
dem besaß sie vom ersten Augenblicke an den Haß der Buren. Um ihre Stel-
lung zu befestigen, begünstigte sie die Einwanderung aus dem Mutterlande.
Zuerst im Jahre 1820 fand eine Mass en ein wand eru ng von Schottlän-
dern statt. Der Gegensatz zwischen den Engländern und Buren,
auch Afrikander genannt, entwickelte sich immer mehr. Besonders die Frei-
gabe der Sklaven in den Jahren 1837 und 1838 mißfiel den Buren, die sich
dadurch ihrer Arbeitskräfte beraubt sahen. Um sich der englischen Herrschaft
vollständig zu entziehen, verkauften sie ihr Besitztum, soweit sie es konnten,
und zogen, ihrer 5000 an der Zahl, aus. Hiermit beginnen die sog. Trecks
der Buren in langen Wagen, die oft mit 12 Paar Ochsen bespannt sind*). Die
Buren gründeten auf dem Hochlande zwei Republiken, i. J. 1842 den Oranje-
Freistaat und i. J. 1849 die T r a ns v aal - Rep u bli k. Beide wurden i. J.
1854 von England, das außer den Kämpfen mit den ihre Unterwerfung ver-
weigernden Buren auch fortwährende Kämpfe mit den Kaffernstämmen
zu bestehen hatte, anerkannt. Seine Begehrlichkeit nach diesen beiden Staaten
wuchs aber, als die i. J. 1854 an mehreren Stellen Transvaals entdeckten Gold-
lager sich als reiche erwiesen und im Jahre 1867 die wertvollen Diamant-
felder von Kknberley bekannt wurden. Mit 1869, in welchem Jahre Eng-
land die Hand auf das im So der Oranje-Republik gelegene Basuto-Land legte,
begann eine neue Reihe von Einverleibungen und Eroberungen. So
entriß es 1871 dem Oranje-Freistaate den äußersten Westzipfel mit den Dia-
mantfeldern von Kimberley, 1874 nahm es Ostgriqualand, 1877 Westgriqualand
in Besitz. Der in letzterm Jahre von dem Ko lo nial minis ter Lord Carnar-
von ins Werk gesetzte Plan, alle europäischen Länder am Kap, einschließlich
den beiden Buren-Republiken, zu einem Bunde zu vereinigen, scheiterte. Aus
Besorgnis, Deutschland möchte in Transvaal einen zu großen Einfluß gewinnen,
ließ England am 12. April 1877 dieses Land besetzen und als Provinz der Kap-
kolonie einverleiben. Da griffen die Buren zu den Waffen und verteidigten mit
einer heldenmütigen Tapferkeit ihr teuerstes Gut, ihre Freiheit und Unabhängig-
keit. Nach einem unglücklichen Kriege mußten die Engländer, die gleich-
zeitig in einen Krieg mit dem Zulukönige Cetewayo verwickelt waren, wieder
die Unabhängigkeit der Transvaal-Republik anerkennen. In dem großen
Südafrikanischen Kriege von 1900—1902 hat es endlich nach unge-
heuren Kriegsopfern sein lange erstrebtes Ziel erreicht und die beiden Buren-
Republiken einverleibt.
Die bedeutendsten Völkerschaften der Eingeborenen Südafrikas
sind die Betschuanen und die Kaff er ns tararne. Dieselben
gehören zu den Negervölkern und haben die ältere Bevölkerung,
die aus Hottentotten, Buschmännern u. s. w. bestand, mehr
und mehr verdrängt.
Die wichtigsten Ausfuhrhäfen Südafrikas sind Kapstadt
(100000 E.), Port Elizabeth, Durban und die portugiesische
Hafenstadt Lorenzo - Marquez. Letztere kommt hauptsächlich
*) Das Wappen Transvaals zeigte einen Wagen im untern Drittel,
einen Löwen oben rechts und einen Bauer oben links.
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Extrahierte Personennamen: Kknberley Elizabeth Marquez
Extrahierte Ortsnamen: Nantes Kapstadt England Oranje-Republik Basuto-Land Kimberley Deutschland Transvaal England Cetewayo Transvaal-Republik Kapstadt Durban
Das Tiefland von Nordasien oder Sibirien-, j
183
sächlich das Verlangen nach edlem Rauhwerk, namentlich nach den kostbaren
Pelzen des Zobels und schwarzbraunen Fuchses. Bei den unterworfenen Stämmen
fanden sich hiervon gewöhnlich reiche Vorräte vor, die zu großem Teile als
Beute beschlagnahmt Wurden. Zugleich wurden die neuen Untertanen für die
künftige Zeit mit einem jassak, d. h. Pelztribut, belegt. So erklärt es sich, daß
die Russen damals der Aneignung des unfruchtbaren sibirischen Nordens nicht
geringem Eifer widmeten, als der Eroberung der ackerbaufähigen mittlem Zone.
Weit schwieriger als das Vordringen in den mittlem und nördlichen Breiten
Sibiriens gestaltete sich die Bezwingung der Bergvölker an den oberen
Stromgebieten des Ob und Jenissei. Zum Teil die unzugängliche Natur des
Landes, zum Teil die Kampfbereitschaft der benachbarten Mongolen- und
Kirgisenstämme, die gleichfalls um die Beherrschung des grasreichen Altai-
landes wetteiferten, erschwerten den Russen, hier festen Fuß zu fassen. Das
Ringen um den Altai aber war nur das Vorspiel zu den Kämpfen, die die Russen
zur Beherrschung der Kirgisensteppe zu bestehen hatten. Die Aufgabe war hier
eine ganz andere als im sibirischen Waldlande. Abgesehen davon, daß die pelz-
tierlose Steppe nicht einmal besondere Anziehungskraft auf die russischen Eroberer
des 16. und 17. Jahrhunderts ausüben konnte, wären diese sicherlich auch nicht
dem Gegner gewachsen gewesen. Das urgesunde, nach vielen Hunderttausenden
zählende, kampflustige und kampfgeübte Steppenvolk schreckte die Russen nicht
nur vor Unterjochungsversuchen zurück, sondern konnte, wenn es gereizt wurde,
selbst zum furchtbaren Feinde für das schon einverleibte Westsibirien und die
östlichen Provinzen des russischen Mutterlandes werden. Zu alledem boten
auch Land und Volk einem Eroberer wenig Angriffsfläche. Erst nach der Mitte
des vorigen Jahrhunderts, nachdem ein 10 Jahre langer Aufstand mit Mühe
niedergeschlagen worden war, ergaben sich die'kirgisen völlig in ihr Schicksal.
Nach der Unterwerfung der Kirgisen kam die regelrechte Besiede-
lung Sibiriens, das bisher meist gemeine und politische Verbrecher aufge-
nommen hatte, in schnellern Gang. Hierzu trug nicht wenig auch die Auf-
hebung der Leibeigenschaft in Rußland bei. Die landarmen Bauern
begannen, anfangs gegen den Willen der Regierung, auszuwandern. Zuerst
ergoß sich der Auswandererstrom mehr in die Steppengebiete der untern Wolga,
später aber vorwiegend nach Sibirien. Das Hauptziel der Einwanderer war dort
die Step penzone, da sie meist aus den Steppengegenden Rußlands kamen.
Die Auswanderung vollzog sich gewöhnlich in der Weise, daß zuerst Kund-
schafter ausgesandt wurden, die passende Siedelungsplätze aussuchten; sandten
diese günstige Nachricht in die Heimat, so folgten im nächsten Jahre in großem
Trupp die Familien, welche auszuwandern beschlossen hatten.
Nachdem die russische Regierung der massenhaften Auswanderung anfangs
Schwierigkeiten bereitet hatte, unterstützte sie in späterer Zeit die sibirischen
freien Kolonisten in jeder Weise, indem sie ihnen Land zur Verfügung stellte,
ihnen Darlehen vermittelte und sie für mehrere Jahre sowohl von der Steuerlast
als auch vom Militärdienste befreite.
Einen gewaltigen Aufschwung nahm die Kolonisierung Sibiriens, als durch
den Bau der großen Sibirischen Eisenbahn die größten Schwierig-
keiten der Reise und des Warenversandes beseitigt waren. In kurzer Zeit war
alles verfügbare Land längs der Bahnlinie besetzt. Auch in der Kirgisen-
s teppe wuchs die Zahl der Kolonisten bald sehr. Um die Scharen der Ein-
wanderer genügend mit Land ausstatten zu können, sah man sich bald gezwungen,
die Wal dz on e für die Besiedelung zu öffnen. Wenn nun auch manche trockne
Stellen in dieser sich für den Anbau als wohl geeignet erwiesen, so wußten doch
viele Kolonisten, die den russischen Steppengebieten entstammten, sich nicht an
die ihnen fremde Wirtschaftsweise des Waldgebiets zu gewöhnen. Daher begann
schon vor mehreren Jahren ein noch jetzt andauerndes Zurückfluten der
Ausgewanderten nach Rußland. Aber die tatkräftigem Kolonisten halten
aus. Für die Zukunft Sibiriens ist es jedenfalls von großer Bedeutung, daß
überhaupt der sibirische Bauer mit viel größerer Tatkraft vorwärts
zu streben scheint als der russische.
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